Digitale Transformation – Hype, Chance und Bedrohung?
Grundsätzlich ist eine Transformation ein permanenter Prozess der Veränderung und somit eine stetige Fortentwicklung. Aus der Vergangenheit kennen wir Transformationen als einen eher langsamen, fast unmerklichen Umwandlungsprozess – sie sind demnach unser ständiger Wegbegleiter und haben mehr oder weniger Einfluss auf das Miteinander. Denken wir dabei nur an die Elektrifizierung oder die Verbreitung des Automobils. Transformation findet in allen Lebensbereichen statt, auf persönlicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene, in wirtschaftlichen Bereichen oder auch im technologischen Umfeld. Grundsätzlich ist sie also „das Normalste“ der Welt – so wie beispielsweise der Wandel von mechanischen zu elektronischen Schließ-, Steuer- und Schutzkomponenten sowie die intelligente Kombination unterschiedlichster Techniken und Technologien um die Schutzbedürfnisse zu befriedigen.
Digitale Transformation – lediglich eine weitere Veränderung?
Ob man diese Veränderung nun etwa einem Kondratjew-Zyklus zuschreibt oder nicht – die Digitale Transformation ist real und sie ist wuchtig. Mit allem, was wir bisher erleben und sich aktuell abzeichnet, wird es uns schneller, entscheidender, radikaler und nachhaltiger verändern, als viele andere der bekannten Veränderungsprozesse. Wer am Ende zu den Gewinnern zählen wird, ist noch lange nicht entschieden. Alle globalen Big Player, Universitäten und tausende von agilen Startups aus allen Branchen und Kontinenten investieren Rekordsummen und stellen sich in internationalen und interdisziplinären Teams dem Wettbewerb: die Ideenlosen, Langsamen, Unentschlossenen und Abwartenden werden auf alle Fälle nicht dazu gehören.
Wenn wir retrospektiv die Veränderungen der vergangen 6-10 Jahre in Bezug auf das digitale Zeitalter, z.B. online Einkäufe und Buchungen, Nutzung sozialer Netzwerke sowie autonomes Fahren / Shared Mobility betrachten wird klar, wie erdrutschartig diese das Verhalten und die Geschäftsmodelle unumkehrbar verändert haben. Betrachten wir die aktuellen Technologien und die damit einhergehenden Möglichkeiten, wie z.B. Cognitive Computing, Predictive Analytics, Big Data, Robotik und Sensorik, die Verschmelzung von Mensch und Maschine, 3D Drucker etc., die jetzt gerade weltweit ihren Siegeszug beginnen. Wenn wir uns darüber hinaus des exponentiellen Wachstumspotentials von Technologien bewusst werden, können wir zumindest erahnen mit welcher Geschwindigkeit, Kraft und Wirkung diese Transformationen große Bereiche unseres Lebens verändern werden.
Was kennzeichnet die Digitale Transformation?
Technologie hat die herausragende Stellung im gesamten Transformationsmodell, denn üblicherweise stellt sie als „enabler“ die Basis für alles Nachfolgende. Innerhalb dieses Bereiches stellen die softwarebasierten Komponenten die entscheidenden Mechanismen bereit. Der Investor Marc Adreessen hat das nicht grundlos mit dem Satz „Software is eating the world“ beschrieben – und dabei die oben genannte Bedeutung sehr gut verstanden.
Es handelt sich bei diesen Softwareentwicklungen im Wesentlichen keineswegs um Neuerfindungen – diese Technologien sind seit vielen Jahrzenten im Einsatz. Neu hierbei ist eher, dass sie eben noch leistungsfähiger, noch intelligenter und noch flexibler sind. Darüber hinaus sind sie grenzenlos verfügbar, kombinierbar, mit selbstlernenden Eigenschaften ausgestattet und auf leistungsfähigen Backend-Plattformen sowie mobilen Endgeräten verfügbar. Damit lassen sich „as a Service“ Anwendungs- und Geschäftsmodelle sehr einfach, nutzenstiftend, hochskalierbar und kostengünstig komponieren. Wer nutzt sie nicht, die Google Suche, Dropbox, Netflix, soziale Netzwerke, amazon, Navigationssysteme und Gesichtserkennung. Dies ist kein Selbstzweck: die Anbieter prognostizieren ihrerseits mit ausgesprochen cleveren Algorithmen (z.B. KI, Cognitive Computing und dem unerschöpflichen Wissen ihrer Big Data Silos) welcher Inhalt zu welchem Zeitpunkt bei welchem Benutzer zu einem Kaufabschluss führt. Dem Anwender ist dies häufig nicht bewusst.
Seitens der Hardware haben sich ebenfalls atemberaubende Entwicklungen ergeben: Sensorik, Werkstoffe, Geräte und Komponenten sind mittlerweile mit eigenständiger (Entscheidungs-) Intelligenz ausgestattet. Software und Hardware verschmelzen beinahe nahtlos im sogenannten Internet of Things (IoT). Auch das ist keine Zukunftsmusik, sondern seit einiger Zeit Realität und für nahezu jeden erhältlich. Nicht nur der Kühlschrank meldet „Milch ist alle“, auch die Bohrmaschine kann Informationen über Abnutzung oder potentielle Störungen auf das private Smartphone (oder den Sales Channel) legen. Das wir mittlerweile Lautsprecher einsetzen, die mit uns natürlichsprachlich kommunizieren (wie Alexa von amazon) Einkäufe tätigen, uns beraten und vieles mehr. Das mögen viele aktuell noch als Spielfeld für Technikverliebte halten, die Anbieter solcher Produkte und Services werden uns jedoch schon bald eines anderen belehren.
Für die Verschmelzung von IoT-Komponenten benötigt es permanent verfügbare Plattformen – hier tobt der Wettbewerb besonders. Spätestens seit dem iPhone-Phänomen, bei dem Apple weit mehr als 90% aller Gewinne im Smartphone Bereich abschöpft ist klar: wer die Plattform hat, besitzt den Schlüssel zum Geldverdienen.
So ist es nicht wirklich verwunderlich, dass beispielsweise die deutsche Robert Bosch GmbH mit einer klaren Strategie und einer nie dagewesenen Anstrengung versucht und auf dem besten Wege ist, eine besonders starke Position im Bereich der führenden IoT Plattform Anbieter weltweit einzunehmen.
In Folge dieser zunächst technologischen Möglichkeiten neuer Soft- und Hardwaretechnologien gehen natürlich ganz neue Geschäftsmodelle einher. Diese funktionieren idealerweise weltweit, branchenübergreifend, stark vernetzt und auch mit neuen, stark wachsenden Branchenneulingen (z.B. Tesla und airbnb). Die klassischen Markteintrittsbarrieren und Kundenbindungsmechanismen geraten in den Hintergrund – grundsätzlich haben die neuen Modelle eine massiv disruptive Wirkung. Sie können blitzschnell von Kunden produktiv genutzt werden und erfordern oftmals keine IT-Installationen auf den eigenen Systemen. Die Argumentation, dass „as a Service“ Anwendungen („Cloud ähnlich“) im Corporate Bereich per se unsicher wären, ist mittlerweile auch kein Thema mehr.
Die Chance: Mut zum Gestalten!
Ohne Zweifel: Die Zeichen stehen auf Veränderung und erhebliche Risiken, wie Bedrohung von Hackerangriffen und Korrumpierung sind tägliche Realität und die permanente Herausforderung schlechthin.
Gleichzeitig ist das Bewusstsein des aktiven Handelns in den obersten Entscheidungsgremien der Unternehmen angekommen – mit der Bereitschaft richtungsweisende Veränderungen und die entsprechenden Investitionen auf den Weg zu bringen. Oftmals haben Sicherheitsverantwortliche in Unternehmen die Wahrnehmung, dass ihrem Beitrag zum Unternehmenserfolg keine adäquate Bedeutung, z.B. in Form von Budget, zukommt.
Die Verantwortlichen der Unternehmenssicherheit haben nunmehr eine wirkliche Chance das zu ändern. Sie haben die Möglichkeit, aktiver Teil und mutiger Mitgestalter in dieser Entwicklung zu sein. Eine aktuelle Studie der MIT / Deloitte zum Thema Führung in Digitalen Transformationsprozessen („Strategy, not Technology, Drives Digital Transformation“) bringt es auf den Punkt: „Today, the costs of inaction almost always exceed the costs of action“ – es gibt keinen Grund mehr auf irgendetwas zu warten!
Gehen wir also mit einem klaren strategisch orientierten Zielbild voran – besonnen, mutig und entschlossen.